Wie ist der Zahn aufgebaut?
Der Zahn besteht aus der Zahnkrone und der Zahnwurzel sowie dem Zahnhalteapparat. Die Wurzel ist im Kieferknochen mit Hilfe des Zahnhalteapparates verankert. Die Zahnkrone wird nach außen vom Zahnschmelz umgeben. Der Schmelz hat eine helle Farbe und soll den Zahn gegenüber äußeren Einflüssen schützen. Unter dem Schmelz befindet sich das Dentin, die Hauptmasse des Zahnes. Das Dentin ist viel weicher als der Schmelz und von kleinen Kanälchen, die in das Innere des Zahnes (sog. Dentintubuli) führen. Das Dentin ist deshalb viel anfälliger gegenüber bakteriellen Angriffen und Reizen als der Schmelz. Im Inneren des Zahnes befindet sich die Zahnpulpa, welche im Volksmund „Zahnnerv“ genannt wird. Es handelt sich hier um ein sehr komplexes System von Hohlräumen mit oft haarfeinen Verästelungen. Darin verlaufen Blutgefäße, Lymphgefäße, Bindegewebs-fasern, aber auch die Nervenfasern, die für die Zahnschmerzen verantwortlich sind.
Wann ist die Wurzelbehandlung notwendig?
Eine Wurzelkanalbehandlung ist dann nötig, wenn die Pulpa so stark entzündet ist, dass eine Ausheilung nicht mehr möglich ist. Diese Entzündungen entstehen immer durch eine bakterielle Infiltration der Pulpa. Die Bakterien greifen dabei das Gewebe im Zahninneren an und zerstören es vollständig. Häufigste Ursache hierfür ist eine tiefe Karies, aber auch Risse oder Traumata – ausgelöst durch Unfälle wie z.B. einen Schlag auf den Zahn – können hierfür verantwortlich sein.
Oftmals ist diese Entzündung sehr schmerzhaft. Sie kann aber auch teilweise nur mit leichten Beschwerden einhergehen. Neben der Zerstörung der Pulpa können bakterielle Gifte –Endotoxine – auch zur Schädigung der umliegenden Gewebe wie Knochen und Zahnhalteapparat führen. Dabei können akute und chronische – meist vom Patient unbemerkt – Entzündungen entstehen. Akute Entzündungen verur-sachen neben großen Schmerzen evt. auch Schwellugen und Fieber. In schweren Fällen kann es zu einer der gesamten Organismus bedrohenden Vergiftung – sog. Sepsis – kommen. Auch bei chronischen Entzündungen können Bakterien und deren Zerfallsprodukte über den gut durchbluteten Knochen im ganzen Körper gestreut werden und zu Schädigungen lebenswichtiger Organe führen. Die genauen Mechanismen und Auswirkungen sind jedoch noch nicht abschließend geklärt.
Was geschieht bei einer Wurzelbehandlung?
Das Ziel einer Wurzelkanalbehandlung ist die möglichst vollständige Entfernung des gesamten entzündeten bzw. abgestorbenen Gewebes sowie der Bakterien aus dem Zahninneren, um eine weitere Infektion zu verhindern. Manchmal ist es möglich vorhandene Kronen für die Dauer der Behandlung zu erhalten.
Vorgehensweise: Nach der Betäubung des Zahnes werden die gesamte Karies und alle alten Füllungen unter Kofferdam entfernt. Der Kofferdam ist ein Gummispanntuch, mit dem der behandelte Zahn während der Behandlung vor einer Reinfektion durch Bakterien aus der Mundhöhle geschützt wird. Anschließend wird der Zahn mit einer neuen Füllung für die Wurzelkanalbehandlung vorbereitet. Die Zugangsbohrung dafür wird mit Hilfe des Dentalmikroskops angelegt. Da das Wurzelkanalsystem aus vielen kleinen Verästelungen besteht, die zum Teil Zugänge vom Durchmesser eines menschlichen Haares haben, ist das Dentalmikroskop für den Spezialisten unerlässlich. Nur wenn alle infizierten Bereiche gefunden und behandelt werden ist ein langfristiger Behandlungserfolg gewährleistet. Nach dem alle Kanäle mit speziellen Instrumenten erweitert worden sind, werden sie zusätzlich mit Spüllösungen von abgestorbenen Gewebe und Bakterien chemisch gereinigt. Abschließend werden die Kanäle getrocknet und dreidimensional mit einem biokompatiblen Material verschlossen. Nach der Röntgenkontrolle wird der Zahn noch bakteriendicht verschlossen, um einer möglichen Reinfektion vorzubeugen. Erst jetzt wird der Kofferdam abgenommen und die Behandlung ist beendet. In vielen Fällen sollte der Zahn langfristigt mit einer Krone restauriert werden.
Ist eine Wurzelbehandlung schmerzhaft?
Nein! Durch die rasanten Fortschritte im Bereich der Lokalanästhesie sollten sowohl die Behandlung selbst, als auch danach keine Schmerzen auftreten. Ein leichter Aufbissschmerz kann sich in den ersten Tagen nach der Behandlung einstellen, sollte aber spätestens nach einer Woche vergangen sein.
Selbst stark entzündete Zähne können heute mit speziellen Anästhesiemethoden in der Regel schmerzfrei behandelt werden.
Können bereits wurzelbehandelte Zähne noch Beschwerden verursachen?
Ja, nach der Definition der ESE (Europäische Gesellschaft für Endodontie) spricht man von postendodontischen Erkrankungen. Diese können symptomatisch,d. h. mit einem diffusen („ der Zahn fühlt sich irgendwie komisch an“) oder auch starkem Schmerzgefühl, aber auch völlig asymptomatisch, d. h. ohne Beschwerden, auftreten. Oft werden sie nur durch einen Zufallsbefund im Röntgenbild („Zahn ist unter Eiter“) festgestellt. Ursache für postendodontische Erkrankungen sind in der Regel Bakterien, die sich noch in den Kanalsystemen befinden. Gründe dafür können nicht entdeckte zusätzliche Kanalsysteme, eine unvollständige Reinigung oder undichte Wurzelfüllungen sowie undichte Füllungen bzw. Kronen sein.
Welche Prognose hat ein wurzelbehandelter Zahn?
Mehrer Studien belegen eindrucksvoll die Abhängigkeit der Langzeitprognose von der Qualität der Behandlung. So liegen bei einer Erstbehandlung durch einen Spezialisten die Erfolgsquoten je nach Studie bei bis zu 95%. Revisionsbehand-lungen haben immerhin noch Erfolgsquoten von 74-85%. Hierfür ist jedoch eine fundierte, weit über die Lehrinhalte deutscher Universitäten hinausgehende Ausbildung, viel Erfahrung, ein sehr hochwertige Ausrüstung (u.a. Dentalmikroskop etc.) sowie sehr viel Zeit erforderlich. Eine qualitativ hochwertige Wurzelbehandlung kann der Zahn bei guter Mundhygiene und anschließender adäquater Versorgung ein Leben lang erhalten.
Welche Kosten entstehen?
Kein Zahn und kein Wurzelkanal gleichen dem anderen. Um ihnen eine optimale Prognose für ihren Zahn bieten zu können, nehmen wir uns die Zeit, die für ihr Problem notwendig ist. Vor Behandlungsbeginn erhalten sie von uns einen individuellen Kostenvoranschlag mit einer möglichst genauen Prognose der entstehenden Kosten. Bei Privatversicherten wird je nach Versicherungsvertrag ein Großteil der Kosten erstattet. Aber auch hier kann ein Eigenteil verbleiben. Die gesetzlichen Krankenversicherungen erstatten im Regelfall solch hochwertige Behandlungen leider nicht.
Bitte bedenken sie aber. Die Kosten für eine qualitativ hochwertige Wurzelkanalbehandlung sind in fast allen Fällen niedriger als eine Extraktion mit anschließender Versorgung der entstehenden Lücke.
Das beste Implantat ist Ihr eigener Zahn !